Von KI bis Social Media_Marketing-Konferenz in Warschau

Von KI bis Social Media: Meine wichtigsten Learnings von der Marketing-Konferenz in Warschau

Künstliche Intelligenz, Marketing und Social Media – das waren die Kernthemen der spannenden Konferenz in Warschau „I Love Marketing & Technology“, die ich kürzlich besucht habe. Das Format erinnerte stark an TED-Talks: kurzweilige, prägnante Vorträge, ergänzt durch Gamification-Elemente, bei denen wir als Publikum die besten Speaker bewerten konnten. Die Abwechslung sorgte für eine hohe Dynamik und brachte jede Menge frische Impulse.

Künstliche Intelligenz – von Assistenten zu aktiven Agenten

Ein wichtiges Thema, das immer wieder aufgegriffen wurde, war die kreative Nutzung von KI-Assistenten sowie der Wandel von passiven Assistenten hin zu autonomen Agenten, die proaktiv handeln und Entscheidungen treffen. Franciszek Georgiew erklärte überzeugend, wie sich die Rolle der AI derzeit verändert:

AI-Agenten handeln proaktiv, warten nicht nur auf Anweisungen. Sie kombinieren generative Modelle mit spezifischen Tools und Entscheidungsprozessen – daraus entsteht echtes Potenzial.

Social-Media-Konferenz_KI
"KI hat keine Intelligenz!"
Scamper steht dabei als Akronym für:

Georgiew ermutigte der Gäste der Marketing-Konferenz in Warschau, einen KI-Assistenten für strategisches Denken einzurichten und dabei die sokratische Haltung mit vertieften Fragen im Kommunikationsstil anzuwenden.

Besonders spannend fand ich auch die Diskussion darüber, dass KI eher wie ein Kugelschreiber funktionieren sollte – ein Werkzeug zur Unterstützung, nicht als eigenständiger Autor.

Auch die Scamper-Technik, vorgestellt von Paweł Tkaczyk, war für mich neu und interessant: ein kreativer Ansatz, der auf einer Reihe von Fragen basiert, um bestehende Ideen, Produkte, Dienstleistungen oder Prozesse zu verbessern, zu verändern oder neu zu gestalten. Oder um innovative Lösungen zu entwickeln.

Dabei kann auch KI als Mitgestalter von Werbe- und Marketingkampagnen eingesetzt werden. Das heißt konkret: Produkte und Dienstleistungen aus verschiedenen Perspektiven betrachten und anschließend coole Slogans, Anzeigen oder Ideen für Social-Media-Posts entwickeln.

Jerzy Biernacki sprach ebenfalls ein wichtiges Thema an – die Kontrolle über AI, um Risiken wie Datenschutzverletzungen oder unerwünschte Ergebnisse zu minimieren. Er verglich es mit dem „Frankenstein-Syndrom“ und betonte:

AI bietet enormes Potenzial, aber ohne klare Kontrollmechanismen und ethische Richtlinien könnte sie sich schnell gegen uns wenden.

Social-Media-Konferenz_AI-Kontrollmechanismen

Der Vortragende hat auch ein paar Tipps gegeben, wie man die „Halluzinationen“ der KI-Assistenten beheben oder minimieren kann (beim Prompten berücksichtigen):

  • Den KI-Schreibassistenten sagen lassen „Ich weiß es nicht“, wenn er es nicht weiß
  • Sagen Sie dem KI-Assistenten, er soll nur antworten, wenn er sich seiner Antwort sehr sicher ist
  • Lassen Sie den KI-Assistenten vor dem Antworten nachdenken
  • Bitten Sie den KI-Assistenten, relevante Zitate aus langen Dokumenten zu suchen und anschließend anhand der Zitate zu antworten.

Unter den einigen KI-Kontrollmechanismen hat Biernacki z. B. Wissensmanagement, Zugangskontrolle (nur notwendige Informationen), Bewertung (Qualitätsmetriken, z. B. Faktenprüfung) und Validierung genannt.

Marketing – Emotionen sichtbar machen

In seiner Keynote verdeutlichte Maciej Budzich eindrucksvoll, wie Zahlen in emotional verständliche Botschaften umgewandelt werden können. Seine Methoden dazu waren:

  1. Zahlen in einen klaren Kontext setzen („Im Vergleich zu was?“)
  2. Zahlen greifbar machen, indem man physische Vergleiche nutzt
  3. Zahlen durch bildhafte Sprache sichtbar machen („Stellen Sie sich vor…“)
  4. Zahlen durch Storytelling verständlich machen: Problem – Aktion – Ergebnis
  5. Klaren Nutzen und konkrete Auswirkungen für den Empfänger herausstellen

Hier ein paar Beispiele, dabei ist B eine bessere Variante:
A: „Wir haben 750 Tonnen Papier eingespart.“
B: „Wir haben so viel Papier eingespart, wie fünf vollbesetzte Stadtbusse wiegen.“

A: „Wir haben über 2 Millionen Plastikflaschen recycelt.“
B: „Mit den gesammelten Flaschen könnten wir die Strecke von München bis Berlin auslegen.“

A: „Unsere Stiftung hat 600.000 Bäume gepflanzt.“
B: „Das ist, als hätte jede:r Einwohner:in von Frankfurt am Main einen Baum geschenkt bekommen.“

A: „Unsere App wurde 1.000.000 Mal heruntergeladen.“
B: „Das ist, als hätte jede Person im Ruhrgebiet unsere App mindestens einmal genutzt.“

A: „Wir sparen 1,2 Millionen Kilowattstunden pro Jahr.“
B: „Das reicht, um 500 deutsche Haushalte ein ganzes Jahr lang mit Strom zu versorgen.“

Zahlen im Marketing_Storytelling
"Zahlen gewinnen an Bedeutung, wenn wir sie mit menschlichen Erfahrungen und Emotionen verbinden."

Auch das Konzept der „Grupersonas“, vorgestellt von Maciej Sznitowski, gab mir spannende Tipps. Anstelle zahlreicher eng definierter Personas, die oft zu eng gefasst sind und sich auf demografische Merkmale konzentrieren, fokussieren sich Grupersonas auf Gemeinsamkeiten, Ziele, Verhaltensweisen und Kernbedürfnisse größerer Kundengruppen. Dieser Ansatz ermöglicht es, vielfältige Zielgruppen effektiver anzusprechen, indem man ihre gemeinsamen Motivationen und Herausforderungen identifiziert.​

Grupersona_Zielgruppen_Marketing
"Welche 'Aufgaben' müssen die Kunden erfüllen? Warum sollten sie das, was wir verkaufen, benötigen?"

Barbara Stawasz-Garcia ergänzte mit einem spannenden Vortrag zu Customer Experience und Leadership. Sie stellte die sogenannte „Strategie Umami“ vor:

Das Kundenerlebnis ist wie der perfekte Geschmack ‚Umami‘ – es muss emotional berühren und nachhaltig in Erinnerung bleiben.

Customer Experience_Umami_Marketing Konferenz Warschau
"Die Umami-Strategie. Wie man Business mit Erlebnisdesign verbindet und sich auf dem Markt abhebt."

Die Umami-Strategie stammt ursprünglich von der Experience-Design-Expertin Aga Szóstek und ist mehr als eine Metapher. In ihrem Buch beschreibt sie die fünfte Geschmacksrichtung als Sinnbild für ein unverwechselbares Erlebnis: Kunden kaufen keine Produkte, sie kaufen Erfahrungen. Unternehmen, die sich auf dem Markt differenzieren wollen, müssen deshalb Erlebnisse schaffen, von denen Menschen nicht genug bekommen können – Erfahrungen, die Sinn stiften und so einzigartig sind, dass man sie weitererzählt. Der Fokus liegt dabei auf emotionalem Mehrwert – Erlebnissen, die über das funktionale hinausgehen und ein tiefes Gefühl von Verbindung, Identität und Erinnerungswert erzeugen.

Social Media – Authentizität und Strategie

Sylwia Dąbrowska brachte in ihrem Vortrag auf den Punkt, wie erfolgreiche Social-Media-Strategien aussehen:

Gute Inhalte entstehen aus der Kombination von klar definierten Zielen, gut gewählten Themenclustern und Formaten, die genau zu den Bedürfnissen der Zielgruppe passen.

Darüber hinaus stellte sie ein strukturiertes 5-Schritte-Modell zur Entwicklung einer durchdachten Content-Strategie vor:

Marketing-Konferenz Warschau_Content für Social Media_Strategie
"Beantworten Sie bei der Erstellung von Publikationen folgende Fragen (bezüglich der Zielgruppe): Sollen sie etwas tun? Was? / Sollen sie etwas denken? Was? / Sollen sie etwas fühlen? Was?"
  1. Ziele definieren: Unterscheidung zwischen Content zur Reichweitensteigerung (Awareness), zur Kundenbindung (Nurture) und zur Conversion.
  2. Themen festlegen: Auswahl von 3–4 übergeordneten Themenclustern inklusive Unterthemen – idealerweise geplant auf Quartalsbasis.
  3. Formate wählen: Kombination verschiedener Formate wie Reels, Karussells, statische Posts und Stories.
  4. Bedürfnisse berücksichtigen: Erstellung eines strategischen Redaktionsplans, der Ziel, Thema, Format und Tonalität passend zu den Bedürfnissen der Zielgruppe zusammenführt.
  5. Publikationskalender entwickeln: Umsetzung des strategischen Plans in einem konkreten Kalender für die operative Arbeit im Team.

Ein weiterer inspirierender Beitrag kam von Marcelina Szulc zum Thema Familien-Business ohne großes Werbebudget und Guerilla Marketing. Ihre Kernideen, getestet an dem Barber Shop Ihrer Familie aus Posen, waren:

  • Kreativität statt hohes Budget: ungewöhnliche Marketingaktionen in untypischen Kontexten (z. B. Handwerksmesse für kreative Präsentationen nutzen)
  • Ideen direkt testen und echtes Kundenfeedback sammeln
  • Persönlicher Kontakt: Dort sein, wo Kunden sind, und Gespräche führen
  • Kunden überraschen und begeistern
  • Storytelling nutzen: Menschen kaufen Erlebnisse und Emotionen, nicht nur Produkte
  • User Generated Content (UGC) aktiv fördern, beispielsweise durch Charity-Aktionen

Wichtige Learning: Kund:innen sind Teil der Gemeinschaft. Marketing ist Beziehung, nicht Werbung.

Marketing das sind Beziehungen
"Ein gutes Geschäft baut man wie ein Haus auf." & "Marketing ist Beziehung, keine Werbung."

>>Dominika's Social Media Insights<<

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Content Management & Virale Erfolge

Ein weiterer wichtiger Punkt war das Statement: „Content is king, Distribution is queen.“ Erfolgreiches Social-Media-Management bedeutet nicht nur, Inhalte zu erstellen, sondern diese auch effektiv zu verteilen und Algorithmen strategisch zu nutzen, um virale Erfolge gezielt herbeizuführen.

Viraler Content_Marketing-Konferenz in Warschau
Virale Inhalte: Siehe dazu die Punkte in diesem Artikelabsatz.

Wojtek Kardyś betonte, dass virale Inhalte dabei nicht zufällig entstehen, sondern folgen einem klaren Plan:

  • Ein starker, schneller Einstieg/Hook (3-5 Sekunden, z. B. durch schnelle Schnitte)
  • Hohes Tempo im Video (Videoschnitt)
  • Storytelling mit klarer emotionaler Ansprache und Call-to-Action (CTA)
  • Gutes Timing und vertikale Videoformate
  • Einprägsame, kurze Untertitel (einzelne Wörter statt langer Sätze)

Emotionen sind dabei entscheidend und sie drehen sie um folgende Elemente:

  • Humor und Überraschung
  • Schockmomente
  • Vermittlung von Mehrwert und Wissen
  • Nutzung aktueller Trends
  • Einbindung von AI-Elementen für überraschende Effekte

Anna Ledwoń-Blacha betonte auf der Marketing-Konferenz in Warschau, dass es entscheidend ist, Algorithmen zu verstehen, jedoch stets authentisch und inhaltlich wertvoll zu bleiben, was ich ähnlich sehe und in meinen Seminaren beibringe. Annas abschließenden Statements haben mich besonders inspiriert:

Ich kreiere nicht, um Algorithmen zu gefallen. Ich kreiere, um etwas im Kopf und im Herzen des Rezipienten zu hinterlassen. Ich remixe nicht gedankenlos die Werke anderer. Ich füge etwas von mir hinzu. Ich gebe eine Richtung vor. Ich konkurriere nicht mit AI. Ich spiele mit dem, was AI nicht hat – Intuition, Emotionen, scharfe Zunge. Ich produziere keine Inhalte, die einfach nur ‚funktionieren‘ sollen. Ich produziere Inhalte, die Sinn machen, Stil haben und Spuren hinterlassen. Ich will nicht viral gehen. Ich will in Erinnerung bleiben.

Social-Media und Algorithmus_Marketing-Konferenz Warschau
Manifest des Content-DJs – siehe das obige Zitat.

Meine praktische To-do-Liste nach der Marketing-Konferenz Warschau

  • Testen Sie KI-Tools gezielt und definieren Sie klare Aufgaben. Persönlicher Kontext, sokratische Haltung, kritische Fragen helfen, die besten Ergebnisse zu erhalten.
  • Nutzen Sie die Scamper-Technik zur kreativen Ideengenerierung – damit bleibt der Chat ein kreatives Ping-Ping Gespräch.
  • Geben Sie Ihren Zahlen Kontext und setzen Sie sie in Verbindung mit Emotionen, Geschichten und menschlicher Erfahrung. Besonders wirkungsvoll sind visuelle und empirische Vergleiche, die die Dimension einer abstrakten Zahl verdeutlichen.
  • Statt sich ausschließlich auf demographischen Werten zu beruhen, verwenden Sie Grupersonas, um Zielgruppen effektiver anzusprechen. Setzen Sie auf Empathie, wenn Sie nach gemeinsamen Eigenschaften, Problemen, Bedürfnissen oder Verhaltensweisen Ihrer Kund:innen suchen.
  • Gestalten Sie wertvollen Content – statt auf belanglose Trends einzusteigen, kreieren Sie Momente voller Geschichten, Emotionen und wahrer Beziehungen.
  • Wer im Social-Media-Bereich arbeitet, trägt Verantwortung: für Inhalte, für Wirkung, für Menschen. Nicht alles, was möglich ist, ist auch nötig. Nicht alles, was Aufmerksamkeit bringt, bringt auch Wirkung.
Meine Learnings von der Marketing-Konferenz in Warschau
#ILoveMKT

Drei Tage, drei Themen, insgesamt 36 wertvolle Impulse. Die Reise nach Warschau war es definitiv wert und ich bin mir sicher, dass ich nicht zum letzten Mal auf der #ILoveMKT Konferenz dabei war. Wer weiß, vielleicht nächstes Mal auf der Bühne?

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